6. März 2024
Als Werner Friedmann 1949 ein Institut für die Ausbildung junger Journalistinnen und Journalisten gründete, stand er vor anderen Herausforderungen, als wir es an der DJS heute tun. Im Nationalsozialismus hatte es keine freie Presse gegeben, eine unabhängige Medienlandschaft entstand gerade erst. Die jungen Leute, die den journalistischen Nachwuchs bilden sollten, hatten Jahre im Krieg verbracht, statt in die Schule zu gehen. Sie bewarben sich trotzdem: 1700 junge Menschen folgten dem Aufruf, den Friedmann am 1. Februar 1949 in der Abendzeitung München veröffentlichte. 21 von ihnen erhielten einen Platz in der ersten Lehrredaktion. Sie nahmen im Juni 1949 die damals zweijährige Ausbildung an Deutschlands erster Journalistenschule auf.
Junge, gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten gab es im Nachkriegsdeutschland kaum. Friedmann, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und Herausgeber der Abendzeitung, brauchte schlichtweg mehr von ihnen. Die Schule sollte außerdem einen freien Diskurs fördern und damit die Demokratie stärken. In der Gründungssatzung heißt es: „Der Verein will den journalistischen Nachwuchs in Deutschland unentgeltlich ausbilden und fördern. Er versucht auf diese Weise, der deutschen Publizistik im Geiste demokratischer, unabhängiger Gesinnung und europäischer Tradition neue Wege zu eröffnen.“
Dieses Jahr feiern wir das 75-jährige Bestehen der Deutschen Journalistenschule, die aus dem Institut hervorgegangen ist. Unsere Situation ist heute anders als 1949. Es gibt eine Vielzahl gut ausgebildeter junger Leute in Deutschland. Wir haben Medienhäuser, die erstklassigen, unabhängigen Journalismus machen. In vielen von ihnen arbeiten Alumni der DJS. Wir haben starken Lokaljournalismus und fundiert recherchierte überregionale Berichterstattung. Alles gute Gründe zum Feiern.
Gleichzeitig ist die Pressefreiheit nicht nur in Ländern wie Ungarn untergraben. Allerorts wählen Menschen antidemokratische Parteien. Wir blicken besorgt auf die Lage in Nahost und in der Ukraine, auf die bevorstehenden Landtagswahlen, die Europawahl. All das sind ebenso zentrale Gründe für das Bestehen der Schule. Denn auch nach 75 Jahren bilden wir unentgeltlich Journalistinnen und Journalisten aus, damit der demokratische Diskurs fortgeführt wird. Die DJS ist die älteste Journalistenschule Deutschlands, sie nimmt ihren Auftrag zur Stärkung der Demokratie ernst. Heute wie vor 75 Jahren.
