Die Geschichte der DJS beginnt im Jahr 1949 mit vier Schülerinnen und 17 Schülern, die sich unter 1700 Bewerbern durchgesetzt haben. Damals heißt sie noch “Werner-Friedmann-Institut”, nach ihrem Initiator, dem Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und Herausgeber der Münchner Abendzeitung. Sie ist die erste praktische Ausbildungsstätte für Journalisten in der jungen Bundesrepublik und von Anfang an unentgeltlich. Auf dem Stundenplan stehen vormittags redaktionelle Tätigkeiten, am Nachmittag praktische Kurse in Stenografie, Schreibmaschine schreiben und Englisch.
Zehn Jahre später tun sich Verlage, Gewerkschaften und Rundfunkanstalten zu einem Verein zusammen, der die Ausbildung künftig tragen will. Sie wollen damit der deutschen Publizistik im Geiste demokratischer, unabhängiger Gesinnung und europäischer Tradition neue Wege eröffnen. 1961 bezieht die DJS ein eigenes Schulhaus am Altheimer Eck. Bald gehören ein Hörfunkstudio, ein Fotolabor und elektronische Arbeitsplätze zur Ausstattung. 2012 verlegt sie ihren Standort in modernste Räumlichkeiten in der Hultschiner Str. 8.
Seit der Gründung haben mehr als 2600 Schülerinnen und Schüler die DJS absolviert. Die Festrede zum 60. Jahrestag hielt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Hier die wichtigsten Stationen der angesehensten unabhängigen Journalistenschule Deutschlands.
1949 | Ausschreibung der ersten LehrredaktionWerner Friedmann, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und Herausgeber der Abendzeitung, gründet eine Lehrredaktion. Auf die Ausschreibung in der Abendzeitung melden sich 1700 Personen, am Ende werden 4 Frauen und 17 Männer als Schülerinnen und Schüler der ersten dauerhaften Ausbildungsstätte für Journalismus in der jungen Bundesrepublik ausgewählt. Auf dem Stundenplan des Werner-Friedmann-Instituts stehen vormittags redaktionelle Tätigkeiten, am Nachmittag praktische Kurse in Stenografie, Schreibmaschine schreiben und Englisch. Die Ausbildung ist zunächst auf zwei Jahre angelegt, wird später aber auf ein Jahr verkürzt. |
1959 | Vereinsgründung Deutsche Journalistenschule e.V.Während der Jahresversammlung des Bundesverbandes der Zeitungsverleger im Ullstein-Haus in Berlin wird am 17. September der Trägerverein Deutsche Journalistenschule e.V. gegründet. Gründungsmitglieder sind neben dem Ullstein-Verlag die Main-Post, die Nürnberger Nachrichten, der Münchner Merkur, die Süddeutsche Zeitung, der Dimitag, der Deutsche Journalistenverband und die ARD. Erster Vorsitzender ist der Intendant des Süddeutschen Rundfunks, Hans Bausch. Es dauert zwei Jahre, bis die neue Organisationsstruktur unter Leitung von Rolf Meyer, einem Absolventen des WFI, steht. |
1961 | Schulbeginn am Altheimer EckAm 3. November 1961 wird das Werner-Friedmann-Institut in Deutsche Journalistenschule umbenannt. Die erste DJS-Lehrredaktion aus sieben Frauen und acht Männern bezieht die neuen Schulräume am Altheimer Eck 3 in der Münchner Innenstadt. Der Unterricht beginnt jeden Tag mit einer Stunde Zeitunglesen. Danach unterrichten Profis die Schülerinnen und Schüler in Nachrichten und Kommentar, Feature und Feuilleton, Presserecht und Layout. Auch allgemeinbildende Vorlesungen stehen auf dem Stundenplan. |
1963 | Neuer StundenplanDer neue Schulleiter Franz Hugo Mösslang kürzt die 120 Geschichtsstunden auf 40. Dafür geht es jetzt um Kriminalistik, Regionalpresse und Bildjournalismus. Außerdem gibt es Vorlesungen in Atomphysik, Kybernetik, Soziologie und Psychologie. |
1965 | Schülerzahl verdoppeltMit der vierten Lehrredaktion beginnen gleich zwei Klassen an der DJS. Möglich wird dies, weil nun das Land Bayern die Schule fördert. Gleichzeitig wird die Dauer der Ausbildung auf 15 Monate verlängert. Auf dem Stundenplan stehen jetzt auch ein Monat Hörfunk und ein Monat Fernsehen. Im zweiten Halbjahr finden nicht mehr drei, sondern nur noch zwei auf je drei Monate verlängerte Praktika statt. |
1971 | Die Ära Frohner beginntDer stellvertretende Chefredakteur der Abendzeitung, Jürgen Frohner, übernimmt die Schulleitung. Er wird die DJS 25 Jahre lang leiten. Frohner überarbeitet den Lehrplan. Das Ergebnis: noch mehr Praxis und keine allgemeinbildenden Fächer mehr. |
1973 | Modellstudiengang JournalistikDie DJS und das zeitungswissenschaftliche Institut der Universität München bieten in einem Modellversuch den Studiengang Journalistik für eine DJS-Klasse an. In acht Semestern werden Wissenschaft und Praxis gekoppelt: praktische Redakteursausbildung an der DJS, gesellschafts- und kommunikationswissenschaftliche Grundlagen an der Universität. Der Modellversuch „Berufsbezogener Studiengang im Bereich Kommunikationswissenschaft“ ist auf fünf Jahre angelegt. |
1977 | Zwei Uni-KlassenVor dem Hintergrund verstärkter Nachfrage verdoppelt die Universität die Anzahl der Ausbildungsplätze. Mit der 16. Lehrredaktion können 30 Studierende die Ausbildung an DJS und Universität beginnen. Zusammen mit der Kompaktklasse gibt es nun drei Lehrredaktionen mit insgesamt 45 Schülerinnen und Schülern. |
1979 | Dipl. jour. regulärDer „Münchner Modellversuch“ wird von allen Seiten positiv beurteilt und in einen regulären Diplomstudiengang verwandelt. Das mit dem neunsemestrigen Studium verzahnte Lehrpensum der Schule ist aufgeteilt in vier Blöcke und zwei Praktika, die die Studierenden hauptsächlich in den Semesterferien absolvieren. Unterdessen übernimmt ARD-Programmdirektor Dietrich Schwarzkopf den Vorsitz im Trägerverein der DJS. |
1980 | Ausbau der FernsehausbildungDie Schule wird mit vier tragbaren U-matic-Kameras ausgerüstet. Zum ersten Mal können mehrere Teams während der Fernsehausbildung auf Dreh gehen. |
1985 | Redaktionssystem statt SchreibmaschinenDas elektronische Zeitalter in der Presseausbildung beginnt mit vier Arbeitsplätzen des Redaktionssystems Atex. In den folgenden zwei Jahren werden die Plätze auf 15 erweitert. Während der Zeitungswochen haben nun alle Mitglieder einer Lehrredaktion einen elektronischen Arbeitsplatz. |
1986 | Berliner LehrredaktionAm 1. November kommt eine zusätzliche Kompaktklasse mit Berlinerinnen und Berlinern nach München. Finanziert wird die Lehrredaktion vom Journalistenverband Berlin. Die DJS leistet damit Geburtshilfe für die Berliner Journalistenschule, die nach dem Münchner Modell entstehen soll. Insgesamt wird es sechs “Berliner Klassen” an der DJS geben. |
1987 | Europäische ZusammenarbeitIm April schließen sich 17 europäische Journalistenschulen zu einem “Comité de liaison” zusammen. Erstes gemeinsames Projekt für die Studierenden ist das Jugendmagazin “Euroreporter”, zu dem jede Schule zwei Reporterinnen und Reporter entsenden kann. Drei Jahre später wird die European Journalism Training Association (EJTA) gegründet. |
1989 | Burda Journalistenschule zu GastMit 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern startet der Burda Verlag eine eigene Journalistenschule. Die überbetriebliche Ausbildung übernimmt die DJS. Die Burda-Volos verbringen bis 2011 jeweils dreieinhalb Monate am Altheimer Eck. |
1990 | Deutsche Einheit auch an der DJSWeil das Aufnahmeverfahren am Tag des Mauerfalls schon abgeschlossen ist, schreibt die DJS im Januar 1990 eine zusätzliche Prüfung für Journalismus-Interessierte aus, die ihren ständigen Wohnsitz in der DDR haben. Nach der Prüfung am 23. Juli werden acht ostdeutsche Schülerinnen und Schüler zusätzlich aufgenommen. |
1992 | Gründung des FörderkreisesEiner Handvoll Alumni gelingt im zweiten Anlauf die Gründung eines Förderkreises. Rasch treten hunderte Ehemalige dem Verein bei. Ihre Jahresbeiträge und Geldspenden helfen, die Technik der Schule auf dem neuesten Stand zu halten. Auch für Stipendien an bedürftige Schülerinnen und Schüler stellen sie Geld zur Verfügung. Inzwischen hat der Förderkreis mehr als 1500 Mitglieder und finanziert sieben von 45 Ausbildungsplätzen an der DJS. |
1994 | Erste Frau an der SpitzeMercedes Riederer, seit 1985 stellvertretende Schulleiterin an der DJS, übernimmt die Schulleitung von Jürgen Frohner. Sie ist die erste Frau an der Spitze einer der renommierten deutschen Journalistenschulen und wechselt nach 13 Jahren als Hörfunk-Chefredakteurin des BR zurück in den Beruf. Seit 2004 ist sie Vorsitzende des DJS-Förderkreises. |
1995 | Moderne ZeitungsproduktionDer „Newsroom“ der DJS wird von Atex auf Hermes (Unisys) umgerüstet. Insgesamt stehen jetzt 45 miteinander vernetzte Arbeitsplätze zur Verfügung. Alle Schülerinnnen und Schüler haben nun einen PC-Arbeitplatz. |
1999 | 50 Jahre DJSDie Deutsche Journalistenschule feiert ihr 50-jähriges Bestehen. 1000 Alumni, Dozierende, Förderinnen und Freunde der Schule feiern im Prinzregententheater und in der Münchner Reithalle. Den Festvortrag hält Bundesverfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach. Auch Bundeskanzler, Ministerpräsident und Oberbürgermeister sind vertreten. Anneliese Friedmann, die Witwe des Schulgründers, spricht über den Journalismus als Beruf. |
2000 | Digitalisierung von Foto, Audio und Video komplettIm Sommer werden fünf DIGAS-Workstations für die Hörfunkausbildung installiert. Jeder PC-Arbeitsplatz bietet nun einen Zugang zum Internet. Für die Foto-Ausbildung gibt es bereits 15 digitale Kameras. Das Fotolabor im Keller ist zu einem zweiten AVID-Schnittraum umgebaut. Die U-matics wurden ausrangiert und durch digitale Panasonic-Kameras ersetzt. |
2003 | Das erste Klartext-MagazinSchülerinnen und Schüler der 40. Lehrredaktion konzipieren, recherchieren, schreiben und gestalten das erste Klartext-Magazin mit dem Titel “Entscheiden”. Urheber des Projekts ist der im Vorjahr angetretene Schulleiter Ulrich Brenner. Seither ist die Magazinproduktion fester Bestandteil des Lehrplans, finanziert durch Anzeigen. Zudem nimmt die DJS einen VJ-Kurs als festen Bestandteil in die Fernsehausbildung auf und bekommt ein Intranet. |
2004 | Unterrichtsfach Online-JournalismusDie DJS nimmt Online-Journalismus als reguläre vierte Säule ins Curriculum auf. Über die Jahre entwickelt sich die trimediale Ausbildung zu einem crossmedialen Training, das die Produktion von Texten, Bildern, Audio- und Videoberichten umfasst. |
2008 | Masterstudiengang JournalismusDer fünf Jahre zuvor nach der Bologna-Umstellung eingeführte Aufbaustudiengang wird in einen Masterstudiengang Journalismus umgewandelt. Mit diesem Angebot richten sich DJS und Universität München an Bewerber mit abgeschlossenem Universitätsstudium (Bachelor). DJS und LMU bieten jährlich 30 Plätze an. |
2009 | 60 Jahre DJSMit einem großen Festakt im Münchner Prinzregententheater feiert die DJS ihr 60-jähriges Bestehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hält die Festansprache. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer spricht ein Grußwort, Oberbürgermeister Christian Ude überreicht den Helmut-Stegmann-Preis für Nachwuchsjournalismus. Verabschiedet wird der langjährige Vorsitzende des DJS-Trägervereins, Dietrich Schwarzkopf. Den Vorstandsvorsitz übernimmt der ARD-Programmdirektor Volker Herres, selbst Absolvent der DJS. |
2012 | Umzug in den Münchner OstenNach mehr als 50 Jahren am Altheimer Eck verlässt die Schule das Gebäude in der Münchner Innenstadt und zieht in den 4. Stock des neuen Hochhauses des Süddeutschen Verlags in der Hultschiner Straße 8 im Münchner Osten. Unter dem neuen Schulleiter Jörg Sadrozinski dokumentiert die 51. Lehrredaktion im Jahr darauf die re:publica mit dem „schnellsten Buch der Welt“. Zudem wird unter dem Eindruck von Massakern an Schulen in Deutschland und den USA ein Kurs zum Umgang mit traumatisierten Menschen eingeführt. |
2016 | Charta für QualitätsjournalismusDie DJS und andere führende Journalistenschulen in Deutschland unterzeichnen eine Charta, die eine qualitativ hochwertige Journalistenausbildung langfristig sichern soll. Dem journalistischen Nachwuchs soll durch die Veröffentlichung der Qualitätskriterien eine Orientierungshilfe auf dem Ausbildungsmarkt gegeben werden. |
2017 | Podcast-StorytellingWährend ihrer Hörfunkausbildung entwickelt und produziert die 55. Lehrredaktion den vierteiligen Podcast “Lachswanderung”. Seitdem gehören Storytelling-Podcasts als fester Bestandteil zur Hörfunk-Ausbildung der DJS. Jede Klasse produziert eine mehrteilige Reihe oder Serie. Die Idee hat die neue Schulleiterin Henriette Löwisch aus den USA mitgebracht.
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2018 | Schulaktion und WissenschaftsinitiativeDie DJS startet zum Tag der Pressefreiheit ihre Aktion #journalistenschule: Absolventinnen und Absolventen gehen an Schulen in ganz Deutschland, um zu erklären, wie sie arbeiten und was Journalismus für die Demokratie bedeutet. Sie wollen damit Medienkompetenz stärken und Vertrauen schaffen, aber auch zuhören und Fragen beantworten. Denn #journalistenschule ist vor allem ein Gesprächsangebot. In Kooperation mit der Klaus Tschira Stiftung (KTS) entwickelt die DJS zudem die Tiefgang-Talentförderung, um den Anteil der Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten mit naturwissenschaftlicher, mathematischer oder technischer Expertise zu erhöhen. Die Förderung umfasst die Vermittlung von Praktika in Wissenschaftsredaktionen, ein Mentorenprogramm und finanzielle Unterstützung.
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2020 | Startschuss für die RegionalfellowshipsDas Regionalfellowship-Programm der DJS bringt den besten journalistischen Nachwuchs mit qualitätsbewussten Regionalzeitungen zusammen. Die Fellowships schaffen einen Anreiz für Schülerinnen und Schüler, an der digitalen Transformation von zukunftsorientierten regionalen Häusern mitzuwirken.
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2023 | Vertrauen durch VielfaltMit #DuKannstJournalismus geht die DJS voran, um die Vielfalt in den Medien zu stärken. Das Projekt ermutigt Menschen, die aus einer Arbeiterfamilie kommen, einen Migrationshintergrund oder Diskriminierungserfahrung haben oder in den neuen Bundesländern aufgewachsen sind, zu einer journalistischen Karriere. Bei zehn kostenlosen Workshops in ganz Deutschland erfahren Teilnehmende, worauf es im Journalismus ankommt und wie man sich erfolgreich an einer Journalistenschule oder für ein Volontariat bewirbt. Die Workshops finden in Kooperation mit Mitgliedern des DJS-Trägervereins statt.
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