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  • 20. Juli 2020

    Hanau, Halle, Hassverbrechen: #imGespräch mit Betroffenen lernen

    Journalistinnen und Journalisten tragen eine große Verantwortung bei der Berichterstattung über Hassverbrechen. Die Kompaktklasse der 59. Lehrredaktion hat für den Mediendienst Integration jetzt ein Webformat entwickelt, das den respektvolleren Umgang mit Betroffenen von Anschlägen wie in Halle oder Hanau, den präziseren Umgang mit Fakten und Begriffen sowie eine kritischere Auseinandersetzung mit Ermittlungshypothesen fördern soll. #imGespräch dokumentiert persönliche Begegnungen zwischen Betroffenen und  Medienmacherinnen und Medienmachern, durch die es mit Reportage-Elemente, Fotos, Video- und Audioaufnahmen führt. Das Format enthält zudem Empfehlungen und Denkanstöße für Recherche und Storytelling.

    Das Projekt bringt Journalisten und Betroffene miteinander ins Gespräch und verwirklicht damit ein gemeinsames Anliegen der DJS und des Mediendienstes Integration: die Qualität der Berichterstattung über Hassverbrechen nachhaltig zu verbessern“, erklärte Schulleiterin Henriette Löwisch. „Unsere Schülerinnen und Schüler haben dabei selbst enorm viel gelernt.”

    In Hanau trafen sich Armin Kurtović und Yvonne Backhaus-Arnold  – er ist der Vater des am 19. Februar getöteten Hamza Kurtović und Sprecher der Opferfamilien; sie ist die stellvertretende Chefredakteurin des Hanauer Anzeigers. In Halle kamen der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Max Privorozki und der ZEIT-Journalist Martin Machowecz (47K) zusammen. „Wir sind ihnen allen sehr, sehr dankbar für ihre Bereitschaft, einander zuzuhören und das Vorgehen der Medien gemeinsam zu reflektieren“, erklärte Löwisch.

    Die Berichterstattung über rechtsextreme, rassistische, antisemitische oder islamfeindliche Angriffe findet oft unter Zeitdruck statt, fokussiert auf die Täter und verletzt Betroffene durch falsche Zuschreibungen und unsensible Wortwahl. Journalistinnen und Journalisten bekommen ihre Informationen vor allem von Behörden. Bei den Begegnungen im Rahmen von #imgespräch wurde unter anderem thematisiert, wie Berichterstatter respektvoll mit Betroffenen in Kontakt treten können, damit auch deren Perspektiven an die Öffentlichkeit gelangen.

    Das Webformat wurde im Rahmen eines Design Sprints unter Leitung von Shane McMillan und Nabila Abdel Aziz (55K) entwickelt. Weiterführende Empfehlungen stammen aus Hintergrundgesprächen mit der SZ-Journalistin Dunja Ramadan (54K), Damian Groten von der Beratungsstelle Before, der Vorsitzenden der Neuen deutschen Medienmacher*innen Sheila Mysorekar, dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Bayern Vural Ünlü und der Referentin für Kriminalprävention beim Weißen Ring Celine Sturm.

    (Beitragsfoto: Lena Wrba)