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    Robin Wille

    Robin Wille (56B) arbeitet beim „SPIEGEL“ im Wirtschaftsressort. Dort betreut er die Themen rund um Immobilien und Wohnen.

    Meine Vorbereitung:

    „Die Bewerbung an der DJS ist eine große Recherche. Jeder recherchiert anders. Deshalb: Lest gerne meine Tipps, aber hinterfragt sie, überlegt, was Euch davon wirklich hilft. Ich werde versuchen, Euch zu erzählen, wie ich mich damals vorbereitet habe. Und wie ich es im Nachhinein besser machen würde.

    Die Bewerbungsreportage

    Ihr habt vier Wochen Zeit – nutzt sie. Selbst wenn Ihr schon super SchreiberInnen seid und eine Reportage in zwei Tagen runterschreibt, ihr braucht die Zeit für eine gute Recherche.

    Denkt über Eure Geschichte nach, warum wollt Ihr über XY schreiben, für was steht diese Person? Hat Sie eine Herausforderung, einen Konflikt? Und nehmt Euch die Zeit, um eine gute ProtagonistIn zu finden.

    Und dann, wenn Ihr mit der ProtagonistIn unterwegs seid, achtet auf die Details. Notiert nicht nur was Ihr seht, sondern auch, was ihr hört, riecht, schmeckt, fühlt. Aber überlegt Euch, wofür die Details stehen: Lasst Eure ProtagonistIn nicht gedankenverloren in ihrer Tasse Kaffee rühren. Niemand erwartet, dass Ihr eine perfekte Reportage abliefert. Aber recherchiert sauber und dokumentiert alles.

    Lest viele Reportagen: Aber lest sie nicht nur, analysiert sie. Wie steigen die KollegInnen ein? Was gefällt Euch, was nicht? Streicht Euch Stellen an, macht Euch Notizen. Lernt davon. Bei reporter-forum.de gibt es jedes Jahr Reader zu den besten Reportagen – auch das ist natürlich Ansichtssache.

    Sprecht mit KollegInnen über Eure Recherche. Es ist nicht verboten, um Rat zu fragen.

    Nur schreiben müsst Ihr selbst. Ich habe damals „Deutsch für junge Profis“ von Wolf Schneider gelesen. Da lest Ihr schon mal das, was ihr später an der DJS lernt. Aktiv schreiben, starke Verben, keine sperrigen Substantive und so weiter.

    Die Aufnahmeprüfung

    Der Wissens- und Bildertest schreckt ab. Aber Ihr müsst Euch überlegen: Der Test wird auch nur von Menschen gemacht (ja, der FC Barcelona kocht auch nur mit Wasser) und die recherchieren wie Ihr. Analysiert die Tests der vergangenen Jahre, da lassen sich Parallelen erkennen und so auch Fragen antizipieren. Wenn eine deutsche Biathletin bei der vergangenen WM fünf Mal Gold gewonnen hat – würde ich mir deren Namen besser merken.

    Ich habe mir damals eine Excel-Tabelle gemacht, Kategorien aus den vorherigen Tests abgeleitet und immer, wenn ich in den Nachrichten etwas mitbekam, was passen konnte, habe ich das eingetragen. Ein paar Treffer waren dabei. Hilfreich sind natürlich die Jahresrückblicke, aber Ihr müsst einfach täglich Nachrichten verfolgen.

    Gut sind auch TV-Magazine wie zum Beispiel Auslandsjournal, Frontal21 oder Monitor. Stellt Euch vor, Ihr wollt einen TV-Beitrag zweitverwerten und schreibt dann eine Reportage. Das wäre doch eine gute Übung für die Schreibaufgabe, oder?

    Und dann kommt das Gespräch. Da müsst Ihr damit rechnen, dass Ihr zu Eurem Lebenslauf befragt werdet – was anderes haben die in der Jury ja nicht. Ihr solltet Euch aber auch Gedanken über den Journalismus machen. Was wollt Ihr anders machen? Was stört Euch? Und: Warum wollt Ihr JournalistIn werden?

    Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, davor mit meinen beiden MitbewerberInnen (man geht immer zu Dritt in das Gespräch) zu reden. Wir haben uns gut verstanden und ein bisschen die Ellenbogen eingefahren, ich denke das war gut für die Stimmung und die Nervosität.

    Allgemeines

    Die Aufnahmetage sind Stress. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, schlaft irgendwo, wo es ruhig ist. Reist rechtzeitig an, fahrt früh genug los.

    Am Abend nach den Tests wird Euch der aktuelle Jahrgang anbieten, mit ihm etwas Essen und Trinken zu gehen. Mit hat das damals echt geholfen. Da bekommt Ihr noch gute Tipps für das Gespräch am kommenden Tag. Ihr lernt Euch besser kennen und merkt, dass die, die es schon geschafft haben, auch nicht wirklich schlauer oder krasser sind als Ihr.

    Und: Ihr seid an dem Tag 150 kluge und talentierte JournalistInnen, sprecht miteinander, vernetzt Euch. Ihr werdet Euch wiedersehen.“

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