Sebastian Meineck (54B) ist Journalist für Tech und Investigation. Seine Recherchen erscheinen unter anderem bei VICE, dem SPIEGEL und netzpolitik.org. Für das neue Funk-Format „So Many Tabs“ arbeitet er als Redakteur und Realisator. Er schreibt einen Newsletter über Online-Recherche. (Stand: März 2021)
Darum habe ich mich an der DJS beworben:
Als ich Student war und gerade meine ersten Artikel für die Frankfurter Rundschau schrieb, haben mir viele Kolleg:innen geraten: Der beste Weg in den Journalismus ist eine fundierte Ausbildung, entweder durch ein Volontariat oder in einer renommierten Journalist:innenschule. Ein paar Absolvent:innen der DJS haben mir von ihren positiven Erfahrungen erzählt. Auf Platz 1 meiner Wunschliste landete die DJS, als ich gehört habe, dass ich die Ausbildung sogar mit einem Masterstudium kombinieren kann.
Das hat mir gut gefallen:
Das unübertreffbar tolle Gruppengefühl in der Lehrredaktion. Unser unermüdlicher Arbeitssinn und Humor. Das Gefühl, den Journalismus neu erfinden zu dürfen, während uns erfahrene Kolleg:innen beibringen, was sie können.
Davon raucht mir heute noch der Kopf:
Der Rauch hat sich inzwischen verzogen. Aber am längsten hat mein Kopf geraucht, als wir unser Abschlussmagazin „RLY“ auf die Beine gestellt haben. Zusätzlich zum gedruckten Magazin haben wir noch einen Online-Auftritt auf Facebook und Instagram und ein Crowdfunding gestemmt. Wir sind da irgendwie reingerutscht. Es war eine wilde Arbeitsorgie, und wahrscheinlich (ganz sicher) haben wir es übertrieben.
Das sollten die Schüler*innen von heute unbedingt lernen:
Ich glaube, die drei wichtigsten Eigenschaften für Journalist:innen sind ein starker moralischer Kompass, ein sensibler Bullshit-Detektor und ein ausgeprägter Sinn für Kollegialität. Man braucht diese Eigenschaften nicht nur, um Missstände in der Welt aufzudecken, sondern auch um den permanenten Geldmangel und Leistungsdruck innerhalb der Branche auszuhalten. Ich halte es für wenig zielführend, Journalismus als Bühne für Genies zu betrachten. Ich glaube nicht an „Edelfedern“ oder „Elite-Journalist:innen“. Qualität kommt meiner Meinung nicht davon, dass man sich oder andere quält, sondern durch Erfahrung und sorgfältige Arbeit im Team.
Foto: Philipp Sipos