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    „Befragen Sie Erich Kästner nach seinen künftigen Plänen”

    Adolf Althen, 1931 geboren, war Schüler im zweiten Jahrgang des Werner-Friedmann-Instituts. Er arbeitete anschließend neun Jahre lang als Redakteur in der Lokalredaktion bei der Süddeutschen Zeitung. Dann wechselte er zum Bayerischen Rundfunk in die Wirtschaftsredaktion Fernsehen und später in die Programmwirtschaft, die sich auch der Filmförderung widmete. Ein Gespräch über Kritikerkorrespondenzen, Prüfungsaufgaben und die unerreichbaren 100 Punkte.

    Herr Althen, eigentlich wollten Sie Filmkritiker werden, richtig?

    Adolf Althen: Ich schwärmte früher wie viele pubertierende Knaben für irgendwelche Filmschauspielerinnen und las begeistert die Kritiken von Gunter Groll. Irgendwann beschloss ich, ihm zu schreiben, wie ich seine Kritiken bewunderte. Er lud mich zu Kaffee und Kuchen in seine Wohnung in der Gaiglstraße ein. Da hatte ich schon eine ellenlange Korrespondenz mit ihm geführt, und dass er da Zeit fand, einen jungen Bewunderer auf engst bis an die Ränder beschriebenen Seiten in einem Dutzend Briefen zu antworten, ist mir bis heute ein Rätsel. Auf jeden Fall ließ mich das Thema Film und Filmkritik nicht mehr los. Und mein leider früh verstorbener erster Sohn Michael wurde erst bei der SZ und dann bei der FAZ einer der wichtigsten deutschen Filmkritiker.

    Statt Filmkritiker zu werden, haben Sie sich an der neu gegründeten Journalistenschule Werner-Friedmann-Institut beworben. Erinnern Sie sich an Ihre Prüfungsaufgabe? 

    Meine Prüfungsaufgabe (jeder bekam damals eine andere) hieß: Befragen Sie Erich Kästner nach seinen künftigen Plänen. Nun hatte ich einmal an der Uni einen ziemlichen Verriss des Münchhausen-Films von mir gegeben, nicht ahnend, dass bei der Lesung der Drehbuchautor Erich Kästner anwesend sein würde. Ich entschuldigte mich bei ihm, aber er besänftigte mich, indem er sagte, er sei an der Uni auch einmal wegen Unbotmäßigkeit des Saales verwiesen worden. Und er nannte mir seine Adresse (in der Schwabinger Fuchsstraße), falls ich einmal irgendwelche Probleme hätte. An jenem sonnigen Frühlingstag stapfte ich also die Ludwig- und Leopoldstraße entlang, und als ich gerade beim Nummernschild nach seinem Namen suchte, der so glaube ich mich zu erinnern, gar nicht dort stand, ging die Tür auf und Erich Kästner kam mit seiner Lebensgefährtin Luiselotte Enderle heraus. Einen größeren glücklichen Zufall kann man gar nicht erleben. Frau Enderle schrieb mir dann noch auf, wie der Anfang meiner Reportage aussehen könnte, doch ich verwendete ihn dann nicht.

    Neben Ihrer eigenen journalistischen Arbeit haben Sie sich später auch für den Nachwuchs eingesetzt, zum Beispiel als Mitglied der Jury des Helmut-Stegmann-Preises für Journalistenschüler.

    Ich bewertete die eingereichten Arbeiten, wobei ich eher auf das erzählerische Talent als auf irgendeinen politisierenden Akzent achtete. Die anderen Juroren sahen es meist anders, so dass nie eine von mir an die erste Stelle gesetzte Arbeit den Preis bekam.

    Und Sie haben jahrelang den Vorsitz bei der mündlichen Aufnahmeprüfung für die Kompaktklasse an der DJS geführt. 

    Ich habe über die Jahre rund 12 000 Bewerbungsarbeiten gelesen und benotet. Außerdem habe ich für die DJS ein übersichtliches Benotungssystem entwickelt, bei dem die höchste erreichbare Punktzahl genau 100 beträgt. Ich glaube, ein Prüfling hat mal 97,6 geschafft. Dass niemand auf 100 kam, lag daran, dass bei der mündlichen Prüfung das eine oder andere Mitglied der Jury sich nicht zu einer Höchstnote durchringen konnte. Aufgenommen wurde man ja auch mit 70 oder 80 Punkten.

    Das Interview führte Leonie Schlick. Adolf Althen hat die Fragen schriftlich beantwortet.